28.09.2018

KLETTERN UND SLACKLINE IN MAROKKO

Nach dem ich Ende Januar erfolgreich die Staatsprüfung abgelegt habe und ich noch einen 4-tägigen Kletterausflug in der Hohen Tatra geschafft habe komme für eine Nacht nach Hause.

Ziel - TODRA

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Es reicht ein paar Sachen zum Klettern einzupacken und ich fahre nach Prag, wo sich unsere 7-köpfige Gruppe um 9 Uhr morgens am Flughafen in Ruzyně trifft. Vor mir habe ich ungefähr 24 Stunden Reise mit dem Flugzeug mit den Billigfliegern von Ryanair und Wizzair mit einem Umstieg in Rom und nachfolgend mit dem Auto, bevor wir an unserem Ziel im marokkanischen Klettergebiet Todra ankommen, wo im Verlauf von 8 Tagen wir einige Highlines spannen und etwas klettern wollen.

Die Rückflugtickets mit Zuzahlung des aufgegebenen Gepäcks für die Kletter- und Highline-Ausrüstung kosteten uns ungefähr 150,- Euro pro Person. Die Flüge waren ohne Probleme, um 18:15 steigen wir triumphierend auf dem marokkanischen Flughafen aus. Eine angenehm warme Luft, Palmen und heruntergekommene Gebäude mit einem antiken Ton zeugen darüber, dass wir für einen Moment aus der Alltäglichkeit der westlichen Zivilisation heraus gefallen sind. Nach dem Eintritt in die Flughafenhalle muss in einer Schlange wie für Bananen gewartet werden und werden, um sich den prüfenden Blicken des Sicherheitspersonals zu unterziehen, damit wir einen Stempel in den Pass bekommen und so legal in das marokkanische Königreich einreisen können. Nachdem wir alle erfolgreich die zollfreie Zone verlassen können, gelingt es uns nach leichten Komplikationen am Geldautomat schrittweise einige tausend marokkanische Dirhams (1 dh = ca. 0,09 Euro) abzuheben - die Geldautomaten hier erlauben nur eingeschränkte Abhebungen, nur 2000 dh / Abhebung. Nachfolgend warten wir, bevor für uns der Eigentümer unseres 600 km entfernten Hotels in Todra kommt. Nach einer Weile erscheint ein schwarzer Herr um die Fünfzig. „Salam“, sagt er und mit einem Lächeln schüttelt er jedem von uns schrittweise die Hand. „Romča, nice to meet you“, antworte ich in der Annahme, dass mir der Mann gerade seinen Namen mitgeteilt hat. Dass es sich um die örtliche Begrüßung handelt und der Herr in Wirklichkeit Hamu heißt, fällt mir erst später ein. Macht nichts. Hamu zögert nicht, für uns einige hundert Kilometer nur deshalb zu fahren, dass wir bei ihm die Unterkunft gebucht haben. Nach Todra fahren wir gemeinsam mit Janka und Kuba - BarčaŠtěpin und Lukáš mit Ondra warten auf den morgendlichen Autobus in die Hafenstadt Essaouira, da sie etwas Meer und Surfen genießen möchten. Nach Todra kommen sie in 2 Tagen. 

 

Gemeinsam gehen wir alle noch etwas essen. Dankend nehmen wir eine Tomaten-Zwiebel-Suppe und süßes marokkanisches Brot. Nach dem Essen stehen wir auf und gehen mit Hamu in das Zentrum von Marrakesch. Den hiesigen Straßenverkehr würde ich mit folgenden Worten zusammenfassen „punk´s not dead“.

 

 

Straßenverkehr im Sinne - „Hast du das Gefühl, dass du fahren kannst, fahr!“ 

Autos, Autobusse, Fahrradfahrer, Fußgänger und Roller sind überall, mit einer rechten und linken Fahrspur hält sich hier keiner auf, Verkehrszeichen und Ampeln gibt es zwar, aber niemand nutzt sie besonders. Wenn du einfach das Gefühl hast, dass du fahren kannst, fährst du. Die Einheimischen sind offensichtlich gewohnt, na ja, und wir gucken nur und haben etwas Angst, dass es alle 10 Sekunden so aussieht, dass wir mit jemandem oder mit etwas zusammenstoßen. Im Geist spreche ich mich heilig, dass wir letztendlich entschieden, unseren Plan zu ändern - ein Auto zu mieten - und ich muss hier keine neuen Erfahrungen als Fahrer sammeln. Im Zentrum parkt Hamu und wir brechen in das Nachtleben von Marrakesch auf.

 

Das Nachtleben von Marrakesch - Hauptsache nicht über eine Katze stolpern :-) 

Es scheint, dass die Stadt erst nach der Dämmerung auflebt. Überall viele Menschen, verschiedene Musik, in den dunklen, schmutzigen Gassen stehen Händler, die ihre Waren mit einer bestimmten Hoffnung in den Augen anbieten, wenn sie uns entlang gehen sehen, europäische Zivilisten. Wir leuchten wie der Mond über dem Misthaufen, jeder dreht sich nach uns um und ruft etwas. Niemand weiß, wohin er zuerst schauen soll, damit man nicht über die überall herumlaufenden Katzen stolpert, welche die Abfallberge durchwühlen, die praktisch überall im Land herumliegen, nicht ein kleines Kind übersieht, die vor den Schwellen der aneinander gedrückten Lehmhäuser schlafen. 

Die Armut einiger Bewohner mischt sich mit dem standardmäßigen Lebensniveau der anderen. Hamu führt uns in ein kleines Hotel direkt im Zentrum der Stadt, wo unsere Freunde eine Übernachtung verabreden, danach verabschieden wir uns und schon zu viert steigen wir gemeinsam mit Hamu in das Auto und fahren Richtung Todra. Auf der Reise halten wir ungefähr um 2 Uhr morgens an, um erneut etwas zu essen, der Preis von ungefähr 80 dh für ein ausgiebiges Essen für 4 Personen ist ganz sympathisch. Nach einigen Stunden Fahrt kommen wir im Morgengrauen im Tal von Todra an. Nachdem wir an der Zufahrtsstraße zuerst einem beladenen Esel die Vorfahrt geben und wir sorgfältig dem Haufen umfahren, den er hinterlassen hat, mieten wir uns im Hotel von Hamu Riad Todra ein.  

Hotel „Riad Todra" - ein Dach? Nicht nötig.

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Aussicht vom Hotel 

Das Hotel befindet sich in einem zweistöckigen geräumigen Haus, wo die meisten Zimmer offen sind, also ohne Dach. Angeblich regnet es hier nicht oft, also warum sich drinnen verstecken. Unten an der Straße fließt der Fluss Todra, der den meisten örtlichen Bewohnern als Trinkwasser- sowie Nutzwasserquelle, als Badezimmer, als  Toilette und eventuell zum Wäsche waschen dient. Wir schauen uns um, wo wir abgefülltes Wasser kaufen können und so eventuelle Darmprobleme umgehen können.  

 

Ein von Hand gemalter Führer. 

 

Auf dem Weg halten wir nach Empfehlung von Hamu bei einem einheimischen Kletterer an, der uns einige Kletterausrüstung wie Helme borgen könnte, die schon nicht mehr in die Rucksäcke gepasst hat, und auch einen Führer. Ein älterer Junge mit windschiefen Zähnen stellt sich als Hasan vor, er fragt uns aus, wie es uns hier gefällt und was wir klettern, welche Felsen wir bei uns haben und so weiter. Einen Moment setzen wir uns, dann kaufen wir für 100 dh von ihm einen von Hand gemalten Führer, aus dem oft die genaue Beschreibung der Routen und der einzelnen Gebiete nicht klar ist, aber einen anderen gibt es hier nicht, so dass wir darüber nicht weiter nachdenken.

 

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Erforschung des Tals von Todra. 

Zu dritt begeben wir uns mit Kuba und Janka zur Erforschung der Umgebung und wir entscheiden uns, einen kleinen Trek um die Schlucht von ungefähr 3 Stunden zu machen. Die Schlucht bildet eine Kluft im östlichen Teil des Gebirges Atlas. An der Stelle, wo die Schlucht am engsten ist, türmen sich die Wände des Canyons bis in eine Höhe von 300 Metern auf.

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Auch aus diesem Grund ist Todra ein sehr beliebter Ort für Kletterer, da sich hier spitzenmäßige Mehrlängen klettern lassen. Bei unserem Fußmarsch höher und höher überwinden wir einen Höhenunterschied von einigen hundert Metern und betrachten die unveränderte rotbraune Masse des Gebirges. Wir erblicken auch ein paar Vertreter aus dem Tierreich, denen es gelang, sich in dieser öden und verlassenen Landschaft anzupassen, wie zum Beispiel Landhörnchen und einige Arten Eidechsen.

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Das Wetter ist ziemlich warm (dafür, dass es FEBRUAR ist), hinsichtlich dessen, dass wir vor 2 Tagen noch in Tschechien mit Daunenjacken im Februarwetter unterwegs waren, ist dieser Temperaturunterschied noch offensichtlicher. Trotzdem wandern wir standhaft durch die aufgeheizten Berge. Ungefähr nach drei Stunden Steigung erreichen wir den höchsten Punkt der Schlucht. Einen Moment genießen wir die Aussichten auf die umfangreichen Massive von Todra, dann steigen wir wieder nach unten, jedoch verliert sich irgendwie der Weg, wir müssen also eine Weile den Weg selbst suchen, bevor er etwas weiter unten wieder auftaucht. Wir laufen relativ schnell, auf dem Weg halten wir noch in einem örtlichen Geschäft mit Wasserfässern an - sie haben gleich zwei, so dass wir „alle“ nehmen und dazu kaufen wir noch ein paar bräunliche Bananen. Diesen Tag schaffen wir noch eine kleine Besichtigung von Todra City von der anderen Seite und dann beeilen wir uns schon ganz ungeduldig zum Abendessen, das Hamu uns in seiner halb mittelalterlichen Küche im Erdgeschoss zubereitet. 

Marokkanische Küche.

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Grundlage der marokkanischen Küche ist süßliches Weißbrot, dass meistens die Form von runden Fladen hat und eigentlich zu jedweden Speisen gegessen wird. Das bekommen wir also auch zum heutigen Abendessen und essen es zu Tajine (sprich „Tadschiin“), was irgendeine traditionelle Mischung aus Gemüse, Gewürzen und Fleisch ist (da wir keine Fleischesser sind, haben wir eine vegetarian´s friendly Version), gekocht gemeinsam mit markanten marokkanischen Gewürzen in einem speziellen Tontopf in Form eines Kegels. Es war wirklich lecker, so dass sich empfiehlt, so ein Essen wirklich zu kosten. Nach dem Essen, ob nun im Hotel sowie einem Restaurant oder einer anderen Einrichtung, bekommt ihr meistens noch eine Schüssel Mandarinen, die hier wie Pilze nach dem Regen wachsen. Mit Tajine gefüllten Bäuchen gehen wir langsam in das Zimmer, wo wir die Sachen für die morgige erste Highline vorbereiten und dann sich schon voller Erlebnisse vom ersten Tag in Todra jeder in sein Bett verzieht.

 

Wecker. 

 

Jeden Morgen vor um 5 Uhr wachen wir trotz Stöpsel in den Ohren vom Blöken und Plärren aus dem örtlichen Minarett auf, durch das die Muslime zum Gebet gerufen werden. Dann warten wir, bis das Geplärre aufhört und dann schlafen wir noch 2 Stündchen. Unser Morgen beginnt mit einer Übung Joga im leichten Dunst des heraufziehenden Tages auf unserer Terrasse. Dann folgt das Frühstück, nach dem wir so eine halbe Stunde nicht fähig sind, irgendwelche schnellen Bewegungen zu machen. Heute brechen wir aber schon um 9 Uhr mit Janka und Kuba auf, die erste Highline in der Schlucht zu spannen, die hier ungefähr vor 5 Jahren unsere Freunde aus Tschechien sowie weiteren Ländern der Erde gebohrt haben.

 

Die erste HIGHLINE.

 

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Die Highline hat die Bezeichnung Photo one dirham (16/60 – Bemerk. - die Angabe bezeichnet die Länge/Höhe der Highline), da sie von unten aus der Schlucht von den darunter hindurchgehenden Wanderern schön sichtbar ist und sich direkt für ein Foto anbietet. Zur Verankerung ist es nicht ganze eine Stunde den Berg hinauf. Nach dem Aufstieg suchen wir eine Weile die gebohrten Schrauben, auf unserer Seite finden wir sie gleiche und kommen einfach zu ihnen hin, Schwierigkeiten gibt es eher mit dem Zugang auf der anderen Seite. Mit Janka bereiten wir das Seil mit dem Backup vor und Kuba hängt in der Zwischenzeit die Spannsets und das Seil auf und überlegt, wie er sich am besten zur Verankerung auf der Gegenseite abseilen kann. Während Kuba den besten Weg sucht, bereitet unser Damendoppel das Seil zur Verankerung vor. Rollen haben wir aus dem Grund der Gewichtseinsparung nicht mitgenommen, die Highline spannen wir also über ein Abseilgerät, was hinsichtlich zu deren Länge ein standardmäßiges Verfahren ist. Kuba hat zwischendurch das Abseilen zur Verankerung ausgedacht und versucht uns, die Reepschnur zuzuwerfen, an der wir dann das Seil herüber ziehen, damit es auch an der anderen Seite verankert wird. Dann geht es schon ziemlich schnell, wir ziehen das Abseilgerät an, kontrollieren das Backup, binden es fest und fertig. Obwohl es nicht so aussieht, aber der Zustieg zum Seil und dessen nachfolgende Verankerung nimmt den größten Teil des Tages in Anspruch, so dass für heute schon niemand den Übergang versucht, aber wir lassen es gespannt und kommen morgen zurück, wenn wir schon in kompletter Anzahl sind, da heute Abend auch die anderen aus Essaouira ankommen sollten.

 

Der Rest unserer Gruppe kommt erst gegen Mitternacht, aber auch so teilen wir uns noch die Erlebnisse der letzten zwei Tage mit und am folgenden Morgen bereiten wir uns schon alle gemeinsam für die Photo one dirham vor. Als erster auf der Highline bereitet sich Lukáš vor, der, obwohl Anfänger, einfach keine Angst hat und nach ein paar Versuchen in beide Richtungen geht und noch in der Mitte ein paar statische Tricks vorführt. Als nächster geht Štěpin, ein schon erfahrener Highliner.

 

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Die Lage ist stark, ungefähr 60 Meter unter dem Seil und fast 150 m über die Schlucht nach unten zur Straße. Schrittweise wechseln wir uns alle auf der Highline ab, drehen Videos und machen Fotos und dieser Spaß dauert bis zum späten Nachmittag an. Gegen 7 Uhr wird es schon dunkel, und deshalb beeilen wir uns mit dem Abstieg, da die Wege hier vielmals auch bei Tageslicht schlecht zu sehen sind, noch dazu im Dunkeln mit Stirnlampen.  

 

"Harter Alkohol ist hier rar". 

 

Nach dem Abendessen sitzen wir lange bis in die Nacht mit Hamu, den die Jungs auf einen Whisky einladen, den sie noch aus der zollfreien Zone im Flughafen mitgebracht haben. Harter Alkohol ist hier rar, er ist relativ schlecht verfügbar und so teuer, dass ihn sich die meisten Einheimischen nicht erlauben können. Hamu nimmt deshalb begeistert ein Gläschen Jameson an und nach einer Weile erzählt er alles Mögliche, als ihm das traditionelle irische Getränk die Zunge löst. Wir erfahren zum Beispiel den Ursprung des namens Todra und verschiedene weitere Merkwürdigkeiten aus der Geschichte des Gebiets und von Marokko allgemein. Schrittweise aber verstehen wir Hamu immer schlechter, ob es unsere Dummheit ist, oder es dadurch ist, dass Hamu beginnt, irgendein französisches Englisch zu sprechen, schwer zu sagen. Am Morgen fällt das Aufstehen etwas schwerer, minimal bei OndraŠtěpin, Lukáš und Hamu. Das Frühstück bereiten wir in der Küche lieber selbst zu. Wir lassen sie also den Kater ausschlafen und mit Janka, Kuba und Barča brechen wir zur Besichtigung der benachbarten Stadt Tinghir auf (oder auch Tinenhir). 

 

Die Stadt TINGHIR.

 

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Wir steigen inmitten der Stadt in einem Gewirr von halb zerfallenen, schnell mit Lehm gebauten Geschäften und Häusern aus, wo alles Mögliche verkauft wird. Ihr könnt hier einen Marktplatz mit Kleidung wie bei tschechischen Vietnamesen finden, Auslagen mit frischem Obst und Gemüse, Läden mit riesigen Säcken mit Gewürzen, Second-Hand-Shops, in denen die Ware eher wie aus fünfter Hand aussieht, und nicht zuletzt auch eine unappetitliche Schau von ganzen gehäuteten Kühen, die an Haken um die Fleischstände aufgehangen sind und um die sich Wolken von Fliegen erheben. Bei den Ständen führt ein halb verfaulter Rinderkopf, aufgespießt auf einen Pfahl in der Mitte. Unsere halb vegetarische Gruppe zieht lieber in den Teil der Stadt weiter, wo die Cafés und Kaffeestuben sind und im warmen Mittag sitzen wir bei einem dieser marokkanischen Kaffees, der sich später zum Unwillen von Barča als standardmäßiger Pulver-Nescafe entpuppt, und bei frischem Mandarinensaft, der hier wiederum sehr gut und sehr billig ist. Nach einer Weile bringt uns der Kellner, der in seinem weißen Kittel wie ein Teilnehmer eines Kurses junger Chemiker aussieht, unsere Getränke in angeschmutzten Gläsern, so sitzen wir einen Moment und freuen uns schon ganz auf einen Stand mit Gewürzen, wo man Mischungen kaufen kann, die es bei uns wirklich nicht gibt.

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Wir kaufen Gewürze für Tajine, was ich wirklich zum Beispiel auch als Souvenir für Freunde empfehle, und dann ein paar weitere Beutel. An einem schäbigen Stand kaufen wir noch ein paar Ansichtskarten und Briefmarken und warten eine ganze Weile, bis die Verkäuferin mit Schweiß auf der Stirn ausrechnet, wie viel 6+5+13 ist und dann noch, wie viel sie uns für den Fünfzig-Dirhamschein noch zurückgeben soll. Nach Todra kehren wir am Nachmittag zurück, es ist also noch Zeit für Joga und andere Übungen, jemand geht in die Felsen zum Klettern, jemand ins Bett, jeder wie er mag.

 

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Treffen mit einer weiteren Gruppe Highliner mit Anča Kuchařová an der Spitze. 


In den nachfolgenden paar Tagen verkürzen wir uns die Zeit wechselseitig auf Highlines, wechselseitig mit Klettern sowie Trekking durch die Schlucht, der Möglichkeiten gibt es hier wirklich viel. Am Sonntag kommt eine weitere Gruppe von Highlinern mit Anča Kuchařová an der Spitze nach Todra, unserer tschechischen Highline-Königin, damit sie genau wie wir einige schöne Routen spannen und abgehen. Es sind alle unsere Freunde, sie bleiben hier 3 Wochen, wir wiederum fliegen schon in 3 Tagen zurück nach Tschechien, bare trotzdem werden wir diese Tage noch voll genießen und gehen gemeinsam mit ihnen Seile spannen und klettern. Am Montag gehen wir alle gemeinsam in das Zentrum der Schlucht und dann nach oben in die Felsen, wo wir planen, die Highline Berber Gold (45 m) zu spannen.

Highline Berber Gold. 

Der Zustieg ist etwas schlechter, aber die Aussichten lohnen sich für die Anstrengung auf jeden Fall. Die Verankerung nimmt wahrscheinlich eine Menge Zeit in Anspruch, Kuba geht gemeinsam mit Kwjet und Tomáš von der anderen Gruppe, um die andere Seite vorzubereiten, Anča rennt in der Zwischenzeit nach unten, damit sie schon traditionell die geworfene Reepschnur fängt und sie mit dem Seil verbindet. Die Reepschnur richtig zu werfen, gelingt heute ziemlich schnell, so dass wir das Seil nach oben ziehen. Durch irgendein Wunder vermöge ich dann diese 100 m Reepschnur in einen totalen Knoten zu verwickeln, dessen Aufdröselung kostet mich dann eine ordentliche halbe Stunde. Geschickte Hände. Den Tag verbringen wir also im Felsen am Seil bis zur Dämmerung. Mit dem Anbruch der Nacht kehren wir nach Riad Todra zurück, da wir noch heute in der Nacht zu unserem letzten Ausflug vor dem Abflug nach Hause aufbrechen.

Wüste Erg Chebbi.

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Und zwar in die Wüste Erg Chebbi. In die Sanddünen möchten nur Janka, Kuba, Barča und ich, deshalb lassen wir den Jungs unsere Rucksäcke auf dem Zimmer und fahren dann nur mit leichtem Gepäck mit den notwendigsten Sachen für ein „Überleben“ in der Wüste ab. Wir fahren gemeinsam mit Hamu, der uns hilfsbereit den Transport angeboten hat, gegen 1:30 morgens los, da es bis zur Wüste ungefähr 4 Stunden Fahrt sind und wir den Sonnenaufgang sehen möchten.

 

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Vor Ort kommen wir mit Vorlauf an, so dass wir genug Zeit haben, über riesige Dünen Sand etwas weiter vom Rand der Wüste hinauf zu klettern und so einen guten Platz für den Anbruch des neuen Tags zu finden. Ungefähr nach einer halben Stunde Fußweg machen wir es uns auf einer Düne bequem, so wie es der Sand bis „ihr wisst wo“ erlaubt. 

 

Den romantischen Augenblick der ersten Strahlen der aufgehenden Sonne stört nur ein Grüppchen Spanier, die versnobt auf Kamelen ankommen und von hunderten Dünen in der Umgebung sich gerade die gleiche wie wir aussuchen mussten. Die Stille der Wüste unterbricht jetzt also ihr Lachen und das Klicken der Fotoapparate an den Selfie-Sticks. Wir ignorieren sie und genießen den Sonnenaufgang auch so. Mit der Sonne erstrahlt die ganze Wüste, der überall vorhandene Sand sieht wie zerflossenes Gold aus, es ist wirklich ein nicht alltägliches Erlebnis.

 

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Eine Weile beobachten wir, wie die gelbe Scheibe höher und höher am Horizont steigt, dann blödeln wir etwas herum, wir rollen uns im Sand von den Dünen nach unten wie kleine Kinder, bis es Zeit ist, zu Hamu zurückzukehren und sich auf den Rückweg nach Tinghir zu machen, von wo uns um 12:30 Uhr der Autobus nach Marrakesch fährt. 

 

Rückreise. 

 

Auf der Straße müssen wir einem wilden Dromedar ausweichen, der irgendwelche Autos ignoriert und stolz mit entschiedenem Schritt über den Weg läuft. Vor 12 kommen wir in die Stadt, Hamu ist aus der Wüste ziemlich gerast, so haben wir noch Zeit, etwas Essen zu kaufen und zu warten, bis die Jungs aus Todra ankommen. Danach verabschieden wir uns von Hamu und steigen mit überraschten Gesichtern in einen modernen klimatisierten Autobus, auf den irgendwelche tschechischen Karosa-Busse nur neidisch sein können. Die Haltestellen scheinen nicht fest definiert sein, der Fahrer hält auf der Fahrt so an, wie gerade jemand winkt, in einem Dorf steigt sogar ein alter Bettler in den Autobus, geht die Gasse einmal hin und zurück und steigt dann wieder aus. Ondra beschenkt ihn mit einer Orange von Lukáš, Lukáš freut sich nicht, der alte Mann schon. Auch gelang es uns, Zeugen eines ernsthaften marokkanischen Streits zweier Männer mittleren Alters zu sein, der fast in eine Schlägerei ausgeartet ist, wenn nicht der Fahrer und einer der Reisenden eingegriffen hätte. Wir lachen nur leise, als die zwei wie Weiber auf dem Markt sich anblaffen. Nach Marrakesch kommen wir um halb 9 Uhr abends, unser Flugzeug fliegt nach Mailand erst irgendwann um 6 Uhr früh, so dass wir uns das Warten durch Umherschlendern durch die Stadt, die Ausgabe der letzten Dirhams für verschiedene marokkanische Köstlichkeiten und Fußball spielen mit einer wahnsinnig sauren Mandarine, die an einem der dekorativen Bäume wuchs, verkürzen. Gegen 3 Uhr früh kommen wir am Flughafen an, wo wir schon nur noch auf unseren Flug warten.

 

ES HAT SICH GELOHNT! 

 

Letztendlich hat uns dieser afrikanische Ausflug trotz einiger organisatorischer Mängel gut gefallen. Für viele von uns, die wir bisher noch nicht die Möglichkeit hatten, außerhalb von Europa zu reisen, war es ein neues Kulturerlebnis. Wir haben wunderschöne Tage in der schönen Umgebung von Todra mit den rötlichen Felsen , mit Palmenhainen, guten marokkanischen Essen und einer super Truppe Menschen verbracht. Die marokkanischen Bewohner, zumindest diejenigen, die wir die Möglichkeit hatten, kennenzulernen, waren zu uns immer sehr nett und freundlich, es interessierte sie, von wo wir kommen und was wir in Todra machen, wie lange wir klettern und highlinen. Sie haben uns immer auf den traditionellen übersüßen marokkanischen Pfefferminztee eingeladen und freuten sich, wenn sie von uns etwas Neues erfahren haben. Die Händler freute es, wenn sie mit uns über den Preis verhandeln konnten, umso mehr, wenn sie sahen, wie zufrieden man mit ihren Waren war, die örtlichen Bettler haben nicht die Augen verdreht, wenn wir ihnen eine Banane oder eine Mandarine anstelle einer Zigarette oder Geld geschenkt haben.

 

Eine andere WELT. 

 

Es wird hier einfach anders gelebt, das Leben ist traditioneller und ärmer, aber niemand beschwert sich darüber. Wer zu Hause keinen Herd hat, geht raus, sich ein Feuer zu machen und kocht sich das Essen selbst, die Frauen kommen gewöhnlich ohne Waschmaschine aus, die Kinder können stundenlang mit einem zerschlissenen Ball oder einer leeren PET-Flasche spielen, sie benötigen kein Tablet und kein iPhone. Ich danke also Afrika für alle diese super Erlebnisse, ich spreche bestimmt auch für die anderen, dass dies entschieden nicht unser letzter Besuch war. Unten führe ich ein paar Tipps und Informationen für eventuelle Reisende an, die nach Marokko zum ersten Mal reisen. 

 

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Also Tschüss bis zum nächsten Ausflug! 

 

Romča, D.A. Fan :-). 

 


Ein paar TIPPS und EMPFEHLUNGEN: 

 

  • Währung: marokkanischer Dirham (1dh = ca. 0,09 EUR) 
  • Zeitverschiebung: - 1 Stunde (in den Sommermonaten -2 Stunden) 
  • Traditionelles Essen - Tajine, traditionelles Getränk - starker, sehr gesüßter Pfefferminztee 
  • Für die Ausleihe und das Führen von Fahrzeugen  kann ein internationaler Führerschein verlangt werden (die Ausstellung des Führerscheins kostet 50,- CZK und der Ausweis gilt 1 Jahr) 
  • Unterkunft in Todra lässt sich auch über booking.com organisieren, der Preis pro Nacht mit Halbpension fängt schon ab ca. 80 dh in einigen Hotels an 
  • Über den Preis einer Ware (meistens außer Essen) MÜSST IHR IMMER VERHANDELN – der Verkäufer schlägt den Preis ca. 8x höher vor, als wie er in Wirklichkeit erwartet, dass ihr ihm für die Ware bezahlt – ihr wiederum schlagt den ersten Betrag absurd niedrig vor, damit ihr dann charakterstark ausseht, dass ihr bereit seid, den Preis zu erhöhen :) 
  • In Todra gibt es keinen klassischen Käse – es gibt nur Schmelzkäse 
  • Nicht auf Fragen  von Kindern und auch nicht Erwachsenen reagieren, ob ihr nicht die Möglichkeit habt, z.B. Euro zu wechseln oder ob ihr ihnen nicht irgendwelche Kleinigkeiten abkaufen möchtet - sie gehen auch eine Stunde hinter euch her und werden euch ständig überzeugen, dass ihr ihnen Geld gebt, was oft sehr widerlich ist 
  • Trinkt ausschließlich ABGEFÜLLTES WASSER, wenn ihr die sonst fast sicheren Magen- und Darmprobleme vermeiden möchtet 
  • Mädchen: es ist nicht notwendig., von Kopf bis Fuß verschleiert zu gehen, aber es ist auf jeden Fall vorteilhaft, zum Beispiel ein Kopftuch zu tragen und nicht unnötig mit einem kurzen Kleid und Ausschnitt zu provozieren 
  • Seid beim Fotografieren vorsichtig, es muss nicht allen gefallen, eventuell erwarten die Menschen für ein Foto von ihnen oder von deren Eigentum etwas Kleingeld 
  • Achtung bei Angeboten von Marihuana von fremden Menschen - sehr oft sind die Anbieter verkleidete Polizisten und bei dem geringsten Zeichen von Interesse von eurer Seite brummen sie unter der Androhung von Gefängnis eine unglaubliche Strafe auf. 

 

 

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