01.10.2018

Klettern in ADRŠPACH

Liebe Mutti, 

 

der Winter macht in diesem Jahr etwas Pause, als ich gestern das Buch „Pískaře“ von Bohumil Sýkora in die Hand genommen habe, fingen meine Hände wieder an zu schwitzen, und ich habe mich an den Sommer erinnert. Weißt du noch, wie ich mit den Freunden Ende August nach Adršpach gefahren bin. Eine „Woche der Kultur“, wie wir sagen? Wir kommen lang gezogen wie die Treidler auf der Wolga zurück, bis aufs Blut geschunden und der Kopf tut uns noch am nächsten Wochenende weh. So ist es ein Festival - Bier und Klettern.

 

Dorthin nimmt mich immer hauptsächlich unser lieber Onkel Roman mit. In dieses berühmte Adršpach: Zuerst wollte ich nicht, aber immer wenn der Onkel erzählte, wie schön es dort wird, und dass er mich auch in diese berühmte Plattenbausiedlung in Teplice mitnimmt und dass er mir dort alles zeigt und dass er mir erlaubt, dass ich am Abend etwas Gutes essen darf und dass er einfach alles organisiert, so habe ich ihn sehr gern und sagte mir, ja ich fahre mit ihm.
Am Abend vor der Abfahrt bin ich lieber noch zu den Freunden vom Debattierklub im Restaurant Na Rudě gegangen, und wir haben mehr als sonst gesprochen, für den Fall dass alles anders käme, als wie Onkel Roman gesagt hat.
Die Fahrt dorthin war sehr interessant, hauptsächlich weil überall die umgefallenen Bäume lagen, jeden Moment haben sie uns mit dem Autobus gefahren, anstelle mit dem Zug und am meisten habe ich gelacht, als sie vergessen hatten, für den Ersatzzug hauptsächlich diesen Mann im Bus mitzunehmen, der die Lokomotive steuert und sie für ihn umkehren mussten. Nun, aber nach sechs Stunden haben wir uns schon freundlich mit Onkel Roman unter diesen riesigen Felsen umarmt.

 

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Mutti, weißt du, dass sie hier an diesen Felsen solche Eisenringe befestigen, wenn etwas passieren sollte, so dass niemandem hier etwas passiert. So bin ich durch diese Felsenstadt gegangen und will mir die Ringe anschauen, aber ich sehe keine. Und ich frage Onkel Roman warum. Und der Onkel sagt - schau nach oben Junge, hier machen sie die Ringe in der Hälfte des Felsens und wenn eine Spalte ist, so immer darüber. Wenn sie gute Laune haben, dann binden sie an den Ring einen Faden, damit ihnen niemand die Freude nimmt.
Onkel Roman hat mich zuerst auf einen solchen Felsen, Brusinka, mitgenommen, durch einen solchen Kamin und sagte, das ist leicht, angeblich eine Drei. Und mir gelang es überhaupt nicht, und wie es so breit war, so bin ich ganz abgeschabt. Es tut mir noch jetzt weh, fast als der böse Onkel Karel mich zwang, solche komischen Sachen zu machen, und dann hat ihn die Polizei abgeführt und wir haben ihn jetzt schon lange nicht mehr gesehen. 
Und wir haben auch eine solche ellenlange Spalte probiert, aber der Onkel konnte nicht, er hat sich zweimal in einer solchen dünnen Schnur gehangen, die schon dort war und so sind wir lieber woanders hingegangen. 
Aber es war dort sehr, sehr schön und wir haben überlegt, wohin wir gehen und er hat sich einen solchen Felsen ausgedacht, der wie ein Krug aussah, und sich Krug nannte.

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Dem Onkel ist es einwandfrei gelungen und er ist dort wie auf einer Treppe hinaufgegangen. Mir gelang es gerade nicht so gut und es war eine solche Arbeit, dass ich geschwitzt haben, dass ich etwas die Engel verflucht habe und ich war sehr sehr sehr froh, dass der Onkel vor mir war und nicht umgekehrt. Dafür gefielen mir die letzten Meter sehr gut, weil es dort wie bei uns vor dem Haus im Sandkasten war, bis über den Knöchel Sand, es tat mir leid, dass ich nicht meine Sachen mit hatte, meine Schaufel, es hätten schöne Sandkuchen sein können. Oben haben sie mich gezwungen, mich auf den Gipfel zu stellen, aber ich wollte nicht - vor mir, hinter mir, links, rechts, überall Abgrund wie verrückt, so dass ich sitzen geblieben bin. 
Abends saßen wir am Imbiss mit den Pfannkuchen und mit dem Krakonoš.

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Am Sonntag sind wir in diese andere Felsenstadt gegangen, Onkel Roman erzählte, dass dort eine sehr schöne Spalte ist, die berühmt und groß ist. So sind wir zu ihr hingegangen und sie sah wirklich sehr schön aus. Der Onkel erzählt, dass sie nur gerade aus bis nach oben führt, aber da habe ich gewusst, dass er sich einen Spaß mit mir macht, weil sie sich oben etwas geneigt hat und ich denke, dass man sich dort nirgendwo festhalten kann. So habe ich geahnt, dass es schwierig werden wird.

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In der Hälfte dieser großen und berühmten Spalte hat er auf mich gewartet und auch wenn ich sie geklettert bin, war es überhaupt nicht so schnell und schön, als wie er geklettert ist. Überhaupt habe ich es nicht verstanden, da er dort in einem Moment war und überhaupt nicht gestöhnt hat und mir hat es viel länger gedauert und es ging einfach nicht.

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Der Onkel ist dann nach oben geklettert und dann noch höher und dann ist er völlig gerade oben weiter geklettert, was ich nicht verstand. Er hing dort wie eine Fledermaus in der Brünner Straßenbahn und alles hing an ihm herunter.

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Wie er dort hing und sich hin und her wand, sagt er auf einmal... „mir rutschen die Hände ab“. Dann sagte er „ich denke, dass es mir heute nicht gelingt“ und dann „ich gehe“. Ich wusste nicht, wohin er gehen wollte, weil nach unten hatte er es sehr weit, links waren die geschützten Turmfalken auf den Eiern und nach rechts konnte er nicht langen, so schaue ich, wohin er also geht und ob er wirklich irgendwohin geht, aber lieber habe ich alles diese Seile fest gehalten, wie es nur ging. Und dann kam der Onkel wirklich - und er ging hinunter - und das habe ich nicht erwartet und ich habe Angst gehabt. Es war eigentlich so, wie er es gesagt hat.

 

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 Ich habe mich erschrocken, ich schaue zwar laufend nach oben, aber der Onkel schaukelt nach einer Weile schon neben mir. Die Füße nach oben und den Kopf nach unten, irgendwie verkehrt herum. Er wollte wohl wie ein Falke fliegen, weil er wie ein Falke geklettert ist...

Wir haben uns etwas angeschaut, ob er das so wollte. Und er sagt, dass er nicht wollte. Und ich frage ihn, ob er ok ist und er sagt, dass er ok ist.Und ich sage ihm, dass ich mich erschrocken habe, er sagt „Hmm“. Und ich sage ihm, dass er mehr als zehn Meter nach unten geflogen ist. Und er sagt „Hmm“. Und ich sage ihm „Echt cool!“.

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Dann sind wir noch eine Weile nach oben und unten geklettert und dann habe ich noch den lieben Jungs aus Nový Město nach oben zum Ring geholfen, die ihn fotografiert haben und wir sind geklettert und dann sind wir lieber weggegangen. Und das Ganze hat noch ein Mann aus Kanada fotografiert, mit einem solchen riesigen alten Fotoapparat, der versprochen hat, dass er es in einer Ausstellung präsentiert, weil er einen solchen Flug noch nicht gesehen hat. Es war ein Ornitologe. 

 

Mami, und so musste ich auf dem Rückweg noch einen dieser Krakonoše kaufen, ich weiß, dass du nicht froh bist, weil mir bei dem Ausflug mit dem Onkel gerade nicht so wohl dabei war. Aber es war sehr schön und mit Onkel Roman fahre ich gerne.
Pass auf dich auf und ich schreibe die wieder,

 

Tschüss Ondrášek

 

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P.S.: Und das soll ich von Onkel Alberto ausrichten, dem großen Guru, Kerl und Bürger, der dort wohnt:

Ahoj Ondrášiso schaue ich, wie du es schön in unserer Ecke genossen hast. So viele Erlebnisse bringst du von woanders nicht mit, das ist klar. Und Mama würde ich mit der Schreiberei lieber nicht belasten, sie könne noch einen Herzinfarkt bekommen, sie hat für solche Sachen nicht viel Verständnis.

 

Anderseits, es gibt nicht viele Menschen, die so eine Strecke gefallen sind und denen nichts passiert ist, so dass ist großes Glück. Die meisten waren ordentlich zerschrammt und viele von ihnen hatten eine Gehirnerschütterung. Onkel Roman hatte einfach Glück, dass er nicht noch aus dem Sitzgurt heraus gefallen ist. Pass auf dich auf und kommt gerne wieder, damit man dem Krakonoš etwas erzählen kann. 

 

Tschüss Alberto

 

So und jetzt ernsthaft - zum Schluss ein großes Dankeschön und Bewunderung an Roman, dass er das gemacht hat! Und den Jungs aus Nové Město, dass sie die Fotos gemacht haben. Und dem Krakonoš, dass er so ausgezeichnetes Bier brauen kann, dass am Abend auf jeden Fall nötig war. Und an Gogouš, der uns das Seil das Jahr danach abgemacht hat.

Ondra, D.A.

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